Die Luft wird oben immer dünner. – Ja, ab 5.000 m schrumpft der Sauerstoffgehalt auf die Hälfte zusammen. Die Karriereleiter emporklettern ist an und für sich schon ein sehr merkwürdiges Bild. Aufstiegschancen. Leute, die einem unterstellt sind. Als Führungskraft für sein Team letztverantwortlich sein. Macht nach unten abgeben. Bottom-up-Initiativen starten. Wenn die Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen an hierarchischen Aufstieg gekoppelt ist, würde das ja bedeuten, dass Menschen in hierarchischen Führungspositionen entwickelter wären, als all jene, die die Arbeit machen. Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Top-down und Bottom-up sind nicht das Gegenteil. Sie sind dasselbe. Sie erzeugen Überhöhungen und zahlen nicht in Demokratie ein. Sie laufen in genau die andere Richtung.
Aufsteigende Führungskräfte, Konzepte der Menschenführung, Personalentwicklung haben viele Geschichten. Alle nach wie vor weit verbreitet. Führungsarbeit gekoppelt an eine Führungskraft beraubt Menschen ihrer Selbstverantwortung, schwächt Organisationen und somit darüber hinaus.
Die Führung von Menschen; Skizzen aus einem Workshop
Bereits vor über 100 Jahren kritisierte Mary Parker Follett autoritäre Top-down Führungsstrukturen in Organisationen. Diese minimieren die Potenziale von Gruppen. Sie nannte die üblicherweise enge Verbindung zwischen Führung und der Person einer Führungskraft, einen schwerwiegenden Fehler. Ihre Empfehlung aus ihrer Forschungsarbeit: Auf „Macht über“ bzw. die Dominanz über die Mitglieder zu verzichten und stattdessen die „Macht mit“ den Mitgliedern zu leben. Dass, was wir in unserer Beta-Arbeit als „Leaderships“ bezeichnen, wurde von ihr als funktionsbezogene Führung, die Entpersonalisierung von Anweisungen definiert. Es führt das gemeinsame Ziel, die geteilte auf Kooperation aller Beteiligten beruhende Führung. Also die Interaktion im Team, gemeinsam vereinbarte Ziele, das Miteinander-füreinander-leisten. Diese basiert auf einer ko-aktiven Macht, einer geteilten Verantwortung aller Mitglieder. Alle sind aktive Mitgestaltende der Führung. Mehr über die Arbeit von Mary Follett und zeitgemäße Führungstheorien
“That is always our problem, not how to get control of people, but how all together we can get control of a situation.”
„Von der Führung als Mitarbeiter-Führung, hin zur Führung als sozialer Prozess. Komplex, aber dafür echt! Führung, die Komplexität berücksichtigt, hat wenig mit der Person der einzelne Führungskraft zu tun, sondern wird zur Führungsarbeit als sozialer Prozess. In Komplexität gewinnt Führung als sozialer Prozess, als Systemgemeinschaft an Bedeutung. …Man kann nicht gleichzeitig führen und hierarchische Macht ausüben.“
Aus: Organisation für Komplexität, Niels Pfläging, 5. Auflage, 2019
Ernst Weichselbaum formuliert so trefflich, dass es darum, Autorität als Eigenschaft von Führungskräften zu befreien, damit die Entfaltung von Gemeinschaften entstehen kann. Autorität geht von Inhalten von Vereinbarungen aus und nicht von Führungskräften, die etwas durchsetzen, vorgeben, endentscheiden. Wir brauchen ein Bewusstsein für Vereinbarungsautorität. Dann sind wir auch diese ganze Führungskräfte-Entscheiderei endlich los und können uns ohne Hierarchiebelästigung gemeinsam der Arbeit widmen. Ein Wort bildet dann die Grundlage für Selbstorganisation.
„Autorität ist keine Eigenschaft von Personen, sondern wird durch Interaktion von mindestens zwei Personen erzeugt. Autorität geht von Vereinbarung aus.“
Aus: In jedem Unternehmen steckt ein besseres, Ernst Weichselbaum, 2020
„Führung und Selbstorganisation sind das gleiche. Führung entsteht im Zwischenraum zwischen Menschen gleich dreifach, innerhalb von drei Strukturen. Und zwar dann, wenn Miteinander-Füreinander-Leisten, bzw. teambasierte Autonomie sich Raum greifen können. Dafür bedarf es der Abwesenheit von Management und Fremdsteuerung.“
Beta Kodex § 3: Leaderships. Selbstorganisation statt Management
Das Missverständnis des Folgens
Führung (Tanz) Fälschlicherweise wird die Aufgabenverteilung beim Tanzen auch als Führen und Folgen bezeichnet. Es ist jedoch nicht so, dass der eine nur in eine Richtung laufen müsste, um die Tanzpartnerin zu einer Bewegung zu verleiten bzw. diese zeitlich versetzt hinterherläuft. Die äußeren Impulse bestimmen den Bewegungsablauf. Mehr über Missverständnisse des Folgens, initiative Tanzfiguren, notwendige Richtungsänderungen und wichtige Momente der Instabilität kann man hier weiterlesen.
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Wir denken gemeinsam über Wertschöpfung und Demokratie nach und legen dann Fährten. Diese können aufregen, anregen, polarisieren, verbinden, etwas auflösen oder auslösen. Das ist eine Co-Produktion aus Sichtarten von Elisabeth Sechser kombiniert mit der von Manuela Mark und Thomas Hamann entwickelten Methodik »zeichnend denken« Diese stärkt Innovationspotentiale, schafft Klarheit, ist unmittelbar anwendbar, sorgt für überraschende Momente und macht vor allem sehr viel Freude! Einsetzbar in der Organisationsentwicklung bei Veränderungs- und Innovationsprozessen.
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