Die Digitalisierung hat unsere Arbeitswelt grundlegend verändert. Viele schätzen die Vorteile, wie etwa die Möglichkeit, flexibel und von unterwegs zu arbeiten. Doch die Kehrseite der Medaille ist der zunehmende Stress, dem viele Mitarbeiter*innen ausgesetzt sind. Ständige Erreichbarkeit und beschleunigte Arbeitsprozesse haben die Belastung deutlich erhöht und wirken sich negativ auf die Gesundheit aus. Eine aktuelle Studie des WIFO zeigt, dass die Krankenstände in Österreich ein Rekordniveau erreicht haben.
Digitale Herausforderungen und Stressfaktoren
Die Ursachen für digitalen Stress sind vielfältig und gut bekannt: Ständige Erreichbarkeit, hohe Arbeitsintensität und die Vermischung von Beruf und Privatleben. Doch was können Unternehmen tun, um dieser Belastung entgegenzuwirken?
In diesem Artikel zeigen wir, wie wichtig es ist, sich der Frage nach gesunden Arbeitskulturen im Rahmen eines internen, partizipativen Projekts zu widmen. Nur durch ein kollektives Commitment – also eine Vereinbarung, die von allen getragen und strukturell verankert wird – kann eine echte Veränderung der Arbeitskultur erreicht werden.
Ständige Erreichbarkeit: Der Fluch des Smartphones
Du kennst es bestimmt: Man sitzt gemütlich beim Abendessen, und plötzlich vibriert das Smartphone – eine E-Mail von der Chefin oder dem Chef. Noch schlimmer: Eine Flut von Nachrichten in der Arbeitsgruppe, die sofortige Aufmerksamkeit verlangen. Früher wurden Arbeitsmails erst am nächsten Tag im Büro gelesen, heute begleitet uns das Smartphone ständig. Die Grenze zwischen Beruf und Privatleben verschwimmt, was zu einer permanenten Verfügbarkeit führt und innere Unruhe erzeugt.
Folgen der beschleunigten Arbeitsprozesse: Wenn schneller nicht besser ist
Die Digitalisierung hat die Geschwindigkeit der Arbeitsprozesse enorm erhöht. Meetings finden oft virtuell und ohne ausreichende Pausen statt, und die Erwartungen an die Reaktionszeiten sind immens gestiegen. Alles muss sofort erledigt werden. Viele Mitarbeiter*innen fühlen sich dadurch überfordert und ausgebrannt. Dieser künstlich erzeugte Stress führt nicht zu mehr Produktivität, sondern vor allem zu einer erhöhten Belastung und Konzentrationsstörungen.
Urlaubszeit: Wenn Erholung zur Stressfalle wird
Besonders während der Urlaubszeit wird der Stress spürbar. Vor dem Urlaub versuchen viele, alle Aufgaben rechtzeitig abzuschließen. Nach dem Urlaub erwartet einen dann ein überfüllter E-Mail-Posteingang und eine verdoppelte To-Do-Liste. Kein Wunder, dass viele nach zwei Tagen zurück im Büro schon wieder urlaubsreif sind.
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Die Belastung ist real
Studien belegen die Problematik digitaler Arbeitswelten. Eine Untersuchung der deutschen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zeigt, dass die Arbeitsintensität durch digitale Technologien stark gestiegen ist. Der “Stressreport Deutschland 2019” bestätigt, dass 63 % der Befragten häufig unter Zeitdruck stehen, und 53 % geben an, dass sie ihre Arbeit sehr schnell erledigen müssen. Auch das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) zeigt, dass ständige Erreichbarkeit und hohe Reaktionsgeschwindigkeiten zu mentaler Überlastung führen.
Gemeinsam Lösungen gegen den digitalen Stress finden
Wahrscheinlich kennst du diese Dynamiken aus deinem eigenen Arbeitsalltag. Doch wie könnt ihr als Team oder Unternehmen aktiv gegen den digitalen Stress vorgehen? Ein partizipatives Projekt kann hier Abhilfe schaffen. Konkret sollten dabei Fragen beleuchtet werden wie:
- Wie schnell müssen E-Mails beantwortet werden? Woher kommt der Druck?
- Welche Erwartungen gibt es zur digitalen Verfügbarkeit außerhalb der regulären Arbeitszeit?
- Was passiert, wenn man sich diesen Erwartungen entzieht?
- Wie werden diese Themen im Team besprochen?
Durch ein solches Projekt könnt ihr konkrete Erfahrungen sichtbar machen und gemeinsam passende Lösungen entwickeln. Ziel ist es, ungesunde Mechanismen aufzudecken und wirksame Maßnahmen zu erarbeiten, um der digitalen Stress-Spirale zu entkommen.
Unterstützung bei der Umsetzung
Wir unterstützen euch gerne bei der Konzeption und Umsetzung eines solchen partizipativen Forschungs- und Entwicklungsprojekts. Dabei informieren wir auch über mögliche Förderungen im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung.
Quellen: WIFO BAuA IAO
Elisabeth Sechser, Expertin für partizipative Organisationsentwicklung, vernetzte Organisation & wirkungsvolle Führungsarbeit
Margret Steixner, Expertin für partizipative Aktionsforschung, interkulturelle Kompetenz, Diversität & Inklusion