Mit der Wertbildungsrechnung werden die Kooperations‐ und Austauschbeziehungen der Organisationseinheiten (also bspw. der Kreise in einer kollegial geführten Organisation) untereinander sichtbar und finanziell erfahrbar gemacht. Es unterstützt die Kreise und einzelne Kolleg:innen dabei, eigenverantwortlich im Sinne der Gesamtheit zu handeln und zu entscheiden. Die Wertbildungsrechnung unterstützt eine kooperative und wertschöpfungsorientierte Kultur. Sie hilft auch zu vermeiden, das interne Leistungen erbracht werden, die niemand wirklich braucht. Während das klassische Controlling sich zentralistisch und mechanistisch an der Abfolge Planung, Ausführung, Kontrolle orientiert, ist die Wertbildungsrechnung prozess‐ und wertstromorientiert.
Nutzen‐ statt Gewinnmaximierung mit der Wertbildungsrechnung
Die traditionelle Betriebswirtschaftslehre ist nicht überflüssig oder entbehrlich, denn es gibt ja weiterhin deren Anwendungsfälle, sie versagt lediglich bei den neuen Anwendungsfällen komplexer und dynamischer Märkte. Es geht nicht darum, eine Betriebswirtschaftslehre gegen eine ganz andere auszutauschen, sondern darum, der bestehenden Betriebswirtschaftslehre neue Features hinzuzufügen – so grundlegend neue Möglichkeiten, dass eine neue Versionsnummer gerechtfertigt ist und wir von BWL 2.0 sprechen können.
Warum reicht es nicht mehr aus oder ist es sogar kontraproduktiv geworden, nur den Gewinn eines Unternehmens zu maximieren? Wie steigern Unternehmen stattdessen systematisch ihre Wertschöpfung? Und welche Bedeutung hat in diesem Kontext die Wertbildungsrechnung als betriebswirtschaftliches Instrument im Gegensatz zur klassischen Kostenrechnung? Was machen systemisch‐integrale Unternehmen hier anders? Um diese Fragen geht es in dem folgenden Beitrag.